Über mich Anneliese Haas

Als 9jähriges Kind erhielt ich den ersten Musikunterricht. Meine Mutter fuhr 1949 mit mir auf dem Gepäckständer ihres Fahrrads, mein kleines "Hohner Student" Akkordeon im Rucksack auf meinem Rücken, von Weidach nach Ulm in die Hahnengasse zum Musiklehrer Herrn Raschke. Das Akkordeon hatte mein Vater 1938 für meine ältere Schwester gekauft. Er hatte auf einen Wintermantel verzichtet, den er eigentlich dringend brauchte. Leider kam mein Vater beim großen Luftangriff auf Ulm am 17.12.1944 beim Einsatz zur Rettung der in den Bunkern Verschütteten ums Leben. 


Eine schlechte Erinnerung habe ich an unseren Lehrer, bei dem ich bis zum 4. Schuljahr in die Schule ging. Vor ihm hatte ich Angst, weil er "Kopfnüsse" austeilte. Dazu schob er seinen Ehering über das Fingergelenk. Das tat sehr weh. Einmal tadelte er mich sehr. Warum weiß ich nicht mehr. Aber ich habe nie vergessen, was er mir sagte: " Du taugst gerade noch mit Deinem Akkordeon unter einen Zigeunerkarren hinunter!"


Als in Weidach an der Volksschule Herr Helmut Gnahm als neuer Lehrer kam, und er Akkordeon spielte, wechselte ich zu ihm und erhielt bei ihm viele Jahre Akkordeonunterricht. Herr Gnahm war ein besonders aktiver Lehrer. In der Einklassenschule mit bis zu 50 Schülern förderte er in AGs eine Flötengruppe und eine Akkordeongruppe, an denen ich jeweils teilnahm. Herr Gnahm lieh mir seine Altflöte, damit die Flötengruppe zweistimmig spielen konnte. Wir traten mit beiden Gruppen sogar bei der Weihnachtsfeier vom Sportverein in Herrlingen auf. Ein weiteres Beispiel unseres Lehrers war, dass Mädchen auf Wunsch meiner Schwester am "Werken" teilnehmen durften, was damals eigentlich nur für Jungs vorgesehen war. Herr Gnahm  organisierte  Tischtennisturniere mit anderen Schulen, unterrichtete Englisch ab dem 5. Schuljahr, machte Lerngänge in die Natur mit uns und vieles mehr! Was für ein außergewöhnliches Engagement unseres damaligen Lehrers!


1953 erhielt ich ein "großes Akkordeon", ein "Hohner I M", das ich bis 2008 spielte, bis ich mir ein neues Akkordeon, eine Beltuna, kaufte. Immer war ich als Akkordeonspielerin gefragt. Als Kind, noch mit dem kleinen Akkordeon, auf dem Umzugswagen unserer Schule bei einem Sportfest. Bei Ausflügen mit der Schule war immer mein Akkordeon dabei. Beim Festakt zum 50jährigen Jubiläum unserer Schule spielte ich "Die Himmel rühmen". Bei Ausflügen von Firmen, wo ich arbeitete, war ich als Begleiterin bei Ausflügen und Firmen-Veranstaltungen gefragt.  Und nicht zuletzt war ich die  Musikantin für Volkstänze bei Erwachsenen und Kindern. Selbst bei meinem Aufenthalt in einem Erholungsheim im Schwarzwald  spielte ich als 15jährige für die Gymnastikgruppe.  Mein Lehrer lud in den 50er Jahren seine Lehrerkollegen aus den benachbarten Orten zu gemütlichen Abenden ins hiesige Gasthaus ein, wobei ich zum Tanz die neuesten Schlager aufspielte und als Lohn die "Hutsammlung" bekam.


1964 wurde in Weidach ein Kirchenchor gegründet. Dem trat ich bei und sang in der Altstimme bis zu seiner Auflösung. Während ich Vorsitzende im Landfrauenverein war, gab es ein Landfrauenchörle, das zu bestimmten Anlässen wie zum Beispiel die "Besinnliche Stunde beim Christbaum" und zu anderen Anlässen zu Proben zusammenkam und Auftritte absolvierte. Ich gründete im Landfrauenverein eine Frauen-Trachtengruppe. Für diese Gruppe spielte ich mit dem Akkordeon Volkstänze sowohl bei den Proben, als auch bei Auftritten.2012 trat ich als Sängerin dem Gesangverein Concordia Herrlingen bei. Leider machte Corona im Jahr 2020 ein jähes Ende dieses Engagements.


Seit 1997 gibt es die von mir gegründete Musikschule in Weidach. Mir liegen die Kinder sehr am Herzen  und ich sah die Notwendigkeit, in unserem Dorf ein sinnvolles Angebot für Kinder und Jugendliche zu machen. (siehe unter "Wir über uns"). Ich selbst nahm  die Gelegenheit wahr und lernte in unserer Musikschule Gitarre spielen. Nachdem ich eine Steirische Harmonika zu einem runden Geburtstag erhielt, lernte ich dieses Instrument ebenfalls in unserer Musikschule. Außerdem wollte ich auch andere Instrumente kennen lernen. Klavier lernte ich im Selbststudium durch den Klavierunterricht meiner Tochter.. Eine  Zeit lang nahm ich in der Musikschule Unterricht mit dem Kontrabass. Keyboard lernte ich im Selbststudium.  Viele Jahre besuchte ich Volksmusikseminare des Landesmusikrats Baden-Württemberg. Seit 2000 organisiere ich Musikseminare in der Musikschule. Ab 2001 leitete ich mehrere Jahre eine Volksmusikgruppe, die sich aus den Instrumenten Hackbrett, Zither, Gitarre, Querflöte und mich mit Akkordeon bzw. Steirischer Harmonika zusammensetzte. Auch diese Gruppe machte Auftritte bei verschiedenen Veranstaltungen. Von 2001 bis 2020, als Corona kam, spielte ich mit dem Akkordeon für die Mädchengruppe des Landfrauenvereins Tänze in den Proben und bei Auftritten. Seit 2016 organisiere ich Weisenbläserseminare. Leider musste das 2020 vorgesehene Weisenbläserseminar wegen Corona ausfallen. Aber sicher wird auch Corona vorbei gehen und wir können zu normalen Bedingungen wieder musizieren. Das wäre mein Herzenswunsch!

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